Die Kartäuserkatze – Ruhig, eigenwillig und ungeheuer flauschig

Merkmale und Eigenschaften der Kartäuser Katze

In der letzten Zeit haben mich einige Leute angesprochen, die überlegen eine Kartäuser-Katze aufzunehmen. Wenn man mit der Rasse aber keine Erfahrung hat, stellt sich natürlich die Frage ob diese überhaupt zu einem passt.
Aus diesem Grund wurde ich gebeten, ein bisschen was über die Kartäuser zu erzählen. Eine Bitte der ich natürlich gerne nachkomme 🙂

Kartäuser vs. British Kurzhaar

Bevor ich etwas über den Charakter der Kartäuser Katze sage, möchte ich erst mal einen weit verbreiteten Irrtum aufklären. Viele Leute glauben immer noch, dass Kartäuser und Britisch Kurzhaar Katzen die gleiche Rasse wären. Das ist aber eine vollkommen falsche Annahme.

Die Kartäuser Katze ist keine Zucht- sondern eine Rassekatze. Der Unterschied besteht darin, dass sie nicht von Menschenhand durch die Kreuzung vieler verschiedener Rassen geschaffen wurde, sondern immer schon als Wildkatze vorhanden war.
Vermutlich stammt diese Rasse aus Syrien oder der Grenze zwischen der Türkei und Iran und gelangte über Handelswege nach Europa. Angesiedelt war sie dort hauptsächlich in Frankreich, wo auch die Zucht begann.
Im zweiten Weltkrieg kam es dann zu einer starken Verminderung der Kartäuser (oder Chartreux). Man begann die Britisch Kurzhaar einzukreuzen um das Aussterben der Kartäuser Katze zu verhindern.
In den 70er Jahren wurden dann die Katzen mit dem blauen Haarkleid unter dem Begriff „Kartäuser“ zusammen gefasst, sowohl die echten Chartreux- als auch die Britisch Kurzhaar-Katzen.
In Frankreich wurde jedoch weiter die reine Kartäuser-Katze gezüchtet, sodass die typischen Merkmale dieser Rasse erhalten blieben. Ende der 70er Jahre wurde die Kartäuser-Katze wieder als eigene Rasse anerkannt. Heute dürfen nur noch die echten Chartreux-Katzen als Kartäuser bezeichnet werden.

Äußerliche Unterschiede zwischen Kartäuser und Britisch Kurzhaar

Wer sich näher mit diesen beiden Rassen auseinander setzt, wird eindeutige Merkmale erkennen, die die beiden Rassen unterscheidet.

Kartäuserkatzen haben längere, spitzere Ohren als Britisch Kurzhaar Katzen, das Gesicht ist schmäler, der Körper weniger gedrungen. Die Augen sind bei den Britisch Kurzhaar Katzen rund, bei der Kartäuser Katze haben sie einen schwarzen Rand und sie stehen leicht asymetrisch.
Am wichtigsten ist jedoch die Fellfarbe. Kartäuser Katzen gibt es ausnahmslos in „Blau“, also einer silber-grauen Fellfärbung. Andere Farben sind bei dieser Rasse nicht erlaubt.
Britisch Kurzhaar Katzen gibt es dagegen in allen möglichen Varianten, es gibt sie in Blau, Colourpoint, Rot, Schwarz, Tabby, usw.
Leider gibt es immer noch Züchter, die Britisch Kurzhaar Katzen als „Kartäuser“ anbieten, wenn sie ein blaues Fell haben. Dies ist aber eigentlich nicht gestattet, da es sich um zwei unterschiedliche Rassen handelt. Wer eine „Kartäuser“ in einer anderen Farbe als „Blau“ angeboten bekommt, kann sich sicher sein, dass es sich um eine Britisch Kurzhaar Katze handelt.

Charakter der Kartäuser

Es ist immer schwierig allgemeine Charaktermerkmale zu nennen, denn schließlich ist jede Katze ein Individuum. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die im Allgemeinen auf die meisten Vertreter einer bestimmten Rasse zutreffen.

Wer sich eine Kartäuser Katze ins Haus holt, bekommt ein sehr ruhiges und gelassenes Tier. Ich muss bei meiner Campino manchmal nachschauen, wo sie sich gerade aufhält. Sie liebt es sich still und leise in eine Sofaecke zu verziehen und den halben Tag zu verschlafen.
Natürlich fordert sie auch ihre Spielstunden, aber phasenweise will sie einfach nur ihre Ruhe haben, manchmal sogar den ganzen Tag. Das Aktivitätslevel liegt bei einer Kartäuser eher unter dem Durchschnitt.
Das auffälligste Charakteristika der Kartäuserkatze ist sicherlich die Tatsache, dass man sich ihre Zuneigung verdienen muss. Schon beim Züchter fiel mir auf, wie distanziert die Tiere waren. Keine der Katzen kam auf uns zu gestürmt um uns zu beschnuppern oder Streicheleinheiten zu schnorren. Die Tiere waren entspannt und selbstsicher, beobachteten aber erst mal aus der Entfernung die „fremden Eindringlinge“ die da durch ihr Revier trampelten.
Dieses Verhalten ist Campino auch zu eigen, sie läuft zwar neugierig zum Absperrgitter wenn es an der Wohnungstür klingelt, lasse ich den Besucher aber herein, geht sie auf Abstand um zu prüfen ob es sich um einen Freund oder Feind handelt. Stuft die Kartäuser den Besuch als harmlos ein, wird interessiert an Hosenbeinen, Handtaschen und Schuhen geschnuppert.
Auch wird gerne mal neben dem Besucher auf dem Sofa Platz genommen, jedoch nur zum gucken und bestaunen, nicht um sich streicheln zu lassen.
Die Kartäuser Katze ist nicht als klassische „Schmusekatze“ einzustufen, sie verteilt ihre Zuneigung in sehr geringen Dosen, mag es nicht wenn man sich als Mensch aufdrängt und kann ziemlich wütend werden, wenn man ihre distanzierte Art nicht akzeptiert.

Es gibt Phasen, in denen die Kartäuser Katze absolute Ruhe verlangt, dann will sie nicht gestreichelt werden, meidet ihre Bezugspersonen sogar regelrecht. Meist dauern solche Perioden 2-3 Tage an, danach sucht sie wieder die Nähe zu ihren Menschen.

Kartäuser Katzen sind sehr intelligente Tiere, sie lernen schnell beim Clicker-Training und lieben es Spielzeug zu apportieren. Campino schleppt ihre Spielzeuge gerne von einer Ecke in die andere, manchmal bringt sie sie mir sogar, damit ich sie für sie werfe. Dieses natürliche Verhalten kann man wunderbar weiter vertiefen.
Außerdem werden diese Tiere auch gerne als „Hund-Katzen“ bezeichnet, da sie ihren Menschen überall hin nachlaufen. Vor allem als Kitten ist dieses Verhalten sehr ausgeprägt, Campino ist mir in den ersten Monaten überall hin gefolgt. Mit zunehmendem Alter ist es nicht mehr so extrem, allerdings bleibt die Neugier bestehen. Ein ungewohntes Geräusch, ein neuer Gegenstand in der Wohnung und schon unterbricht die Kartäuser ihren Mittagsschlaf um zu prüfen was ihr Mensch da gerade tut oder mitgebracht hat.

Wer eine Katze sucht, die ruhig und ausgeglichen ist, nicht ständig im Mittelpunkt stehen muss und nicht permanent wegen Streicheleinheiten an einem „klebt“ ist mit einer Kartäuser Katze sicherlich gut beraten.
Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass diese Rasse auf andere Art Aufmerksamkeit fordert. Es kann durchaus anstrengend sein, wenn man bei bestimmten Tätigkeiten immer eine neugierige Katze um sich herum hat, die sich partout nicht durch Spielzeug oder Leckerchen ablenken lässt, während man versucht die Wohnung zu putzen oder eine Reparatur durchzuführen.

Auch die distanzierte Art ist vielleicht für Menschen die gerne mit ihren Katzen schmusen gewöhnungsbedürftig. Es ist nicht so, dass Kartäuser sich nicht anfassen lassen wollen, aber es gibt Phasen da mögen sie es und dann gibt es welche da mögen sie es nicht. Und dann redet man nicht von ein paar Minuten, sondern mitunter von mehreren Tagen.

Ich für meinen Teil finde die Kartäuser Katzen gerade wegen ihrer vielen Eigenheiten ungeheuer faszinierend und möchte meine Charakter-Katze keinesfalls mehr missen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.